Performances


Diese Videoaufzeichnung stellt nur eine Möglichkeit der Inszenierung dar, da sie während nur einer Aufführung aufgenommen wurde und könnte an einem anderen Tag möglicherweise unterschiedlich wirken.

MARTINA RUHSAM, PETER STAMER
Über die Bedeutung des Insignifikanten / Draußen bleiben

3275 Mal gesehen
Teilen

Datum der Aufzeichnung: 12.04.2013

Ort: TQW / Studios

Im Rahmen von: Der Widerstand gegen die Theorie (Konzept & Kuratierung: Krassimira Kruschkova)

Info

 

MARTINA RUHSAM (A)

Über die Bedeutung des Insignifikanten

 

Der Körper kann nicht auf einen Produzenten von semiotischen Zusammenhängen reduziert werden. Das Ereignis seiner Mitteilung entzieht sich der Einsperrung in Begriffe. Dennoch können wir nicht damit aufhören, mit Begrifflichkeiten zu operieren und zu spielen, diese zu biegen und zu modellieren, um uns dem, was nicht sprachlich ist, anzunähern und es im Zuge dieser Annäherung zu transformieren – gewollt oder ungewollt. Es wird in der Theorie immer darum gehen müssen, die Ränder der eigenen Konstrukte zu berühren. Wie aber das Außerhalb des Denkens denken? Dieser Vortrag über den 31. Aphorismus Friedrich Nietzsches in Menschliches, Allzumenschliches (»Das Unlogische notwendig«) begibt sich bewusst auf Um- und Abwege, denn die Philosophie wird vom Namenlosen heimgesucht, von einer Zone totaler Ambiguität, die aller Referenzen entleert ist und keine Unterscheidung in Subjekte und Objekte kennt, einer Zone, in der nichts sich in definitive Formen und Figuren kristallisiert.

Martina Ruhsam ist Performerin, Choreografin und Autorin.

 

&

 

PETER STAMER (D)

Draußen bleiben

 

Der Widerstand gegen die Theorie ist (auch) der Widerstand gegen eine Sprache, die über Sprache spricht. Ein Selbst-Widerstand, weil Sprache das, was sie in einem Satz auszudrücken sucht, in diesem nicht aussagt. Der Sinn jedes Satzes, um Deleuze zu paraphrasieren, wird erst im folgenden gesagt, in einem unaufhörlichen Aufschub von Sinn, einer Verschiebung auf ein Nächstes, das im Moment des Sagens noch nicht Sinn entwickelt. Diese Suspension distanziert die Sprache von sich selbst, weil sie sich entfernt von dem Sinn, den sie zu sagen verspricht. In dieser Doppelfigur eines Versagens des Versprechens eines Sinns, die gleichermaßen als Versprechen dieses Versagens die Negativitätsästhetik des Kunstdiskurses befeuert, liegt die Chance von Sprache, Aussagen über Kunst zu treffen. Denn nicht die Kunst gibt in ihrer enigmatischen Stummheit ein diskursives Rätsel auf, es ist die Sprache, die in ihren Versuchen der Übersetzung von Kunst in den Diskurs mit sich selbst spricht.

Peter Stamer arbeitet als Regisseur, Dramaturg und Mentor im Bereich von zeitgenössischem Tanz und Performance.

 

Supported by


Logo Wien Kultur