Performances


Diese Videoaufzeichnung stellt nur eine Möglichkeit der Inszenierung dar, da sie während nur einer Aufführung aufgenommen wurde und könnte an einem anderen Tag möglicherweise unterschiedlich wirken.

NIKOLAUS GANSTERER, KARIN HARRASSER
Problemfindung – Drawing Conclusions. Ein Ping-Pong

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Datum der Aufzeichnung: 17.04.2015

Ort: TQW / Studios

Im Rahmen von: ZUNGEN KÜNSTLERISCHER FORSCHUNG. Doppelredereihe mit Künstler_innen und Theoretiker_innen (Konzept & Kuratierung: Krassimira Kruschkova)

Info

 

Nikolaus Gansterer


Auf Grund der Möglichkeit, zwischen Wahrnehmung und Reflexion zu vermitteln, spielt Zeichnung eine konstitutive Rolle in der Produktion und Kommunikation von Wissen. Oft steht die Genese von Ideen unmittelbar im Zusammenhang mit einem zeichnerischen Denkprozess. Nicht selten nehmen Einfälle, Theorien, ganze Ideen-Geschichten genuin ihren Anfang in schnellen Skizzen und Kritzeleien, um genau in diesem Moment eine Idee zu er-fassen, ihrer hab-haft zu werden (und dergestalt für sich selbst und andere vermittelbar zu machen) – gleichzeitig verzichtet kaum eine These auf Formen der visuellen Repräsentation bei der Kommunikation ihrer Inhalte.


Welche Rolle spielen - im Zuge einer umfassenden Digitalisierung - Kulturtechniken der Auf-Zeichnung und Ein-schreibung als grundlegende Instrumente jeglicher künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis? Ist der Tanz als Aufzeichnungssystem denkbar - als eine Pendelbewegung zwischen Notationsexperimenten und Körperdiagrammen?



Karin Harrasser


In der Auseinandersetzung um Kunst/Forschung steht nicht selten die Frage nach der Nicht-Formalisierbarkeit künstlerischer Wissens-, Produktions- und Erfahrungsweisen zur Disposition, ebenso wie die Frage der Sinnlichkeit. Aber was genau heißt nicht-formalisierbar und unsinnlich, also jene Eigenschaften, die künstlerischen und wissenschaftlichen Erkenntniswegen je unterstellt werden? Mit dem Verdikt der Unsinnlichkeit ist häufig eine Abwehrhaltung gegen Versprachlichungen verbunden, nicht sosehr eine Verweigerung gegen Formeln, Routinen, Codierungen. Gerade im Tanz ist Wiederholbarkeit und das Hin und Her zwischen Zeichensystemen und Verkörperungen ganz zentral. Umgekehrt sind auch das Zeichnen, Schreiben und Lesen sinnlich-körperliche Praktiken, die nicht im Prozessieren von abstrakten Zeichen(systemen) aufgehen.


In meinem Beitrag werde ich einerseits versuchen herauszustellen, inwiefern aus einer praxeologischen, kulturtechnischen Perspektive Forschung und künstlerische Produktion durchaus Ähnlichkeiten haben. Andererseits gibt es historisch bedingte, in erster Linie institutionelle Unterschiede, die sich in unterschiedlichen Konsekrations- und Bewertungskriterien für das eine und das andere niederschlagen. Diese leichtfertig zu überspringen, birgt meiner Meinung nach Gefahren - sowohl für die Künste als auch für die Wissenschaften. Don't mess with history!


 

 

Credits

 

Nikolaus Gansterer, geboren 1974, lebt und arbeitet in Wien. Kunststudium an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Brigitte Kowanz. Postgraduale Studien an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht, in den Niederlanden. Gründungsmitglied des Instituts für transakustische Forschung sowie des Soundkollektivs The Vegetable Orchestra. Seit 2000 intensive internationale Ausstellungstätigkeit und Performancepraxis. 2003 Staatsstipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Seit 2007 Lehrtätigkeit an der Universität für Angewandte Kunst, Wien. 2009 Auszeichnung mit dem Kulturpreis für Bildende Kunst des Landes Niederösterreich. 2011 veröffentlicht Nikolaus Gansterer das umfangreiche Buchprojekt Drawing a Hypothesis  (Springer Wien/New York) über die Ontologie von Visualisierungsformen und die Entwicklung der diagrammatischen Perspektive in Kunst und Wissenschaft. 2014–2017 Key-Researcher des FWF geförderten künstlerischen Forschungsrojekts Choreo-graphic Figures. Deviations from the Line.

www.gansterer.org

 

Karin Harrasser ist Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz. Nach einem Studium der Geschichte und der Germanistik Dissertation an der Universität Wien. Habilitation an der Humboldt-Universität zu Berlin über »Prothesen. Figuren einer lädierten Moderne«. Neben ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten war sie an verschiedenen kuratorischen Projekten beteiligt, z.B. NGBK Berlin, Kampnagel Hamburg, Tanzquartier Wien. Mit Elisabeth Timm gibt sie die Zeitschrift für Kulturwissenschaften heraus. Letzte Publikation: Körper 2.0. Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen, Bielefeld: transcript 2013.

 

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